Diät mit
Zehn-Gänge-Menü
Amerika setzt schwere Pick-ups und SUVs auf strenge Diät: Bis 2025 wollen die US-Behörden den Verbrauch der Dickschiffe auf maximal 7,8 Liter pro 100 Kilometer senken. Als idealer Appetitzügler für die beliebten Spritschlucker gelten moderne Neun- und Zehn-Stufen-Automatikgetriebe. Dichtungstechnik von Freudenberg Sealing Technologies sorgt dafür, dass mehr Gänge nicht gleich mehr Gewicht bedeuten.
Bigger is better. In den USA sind XL-Pick-ups die Blockbuster auf dem Automarkt. 2015 standen gleich drei Trucks an der Spitze der Zulassungen. Befeuert wird dieser Trend durch niedrige Benzinpreise. Allerdings stehen die Hersteller vor der Aufgabe, die Kraftstoffeffizienz ihrer Bestseller erheblich zu steigern, um die künftigen Verbrauchsobergrenzen einzuhalten. Neben Aluminiumkarosserien spielen innovative Automatikgetriebe eine zentrale Rolle, um die erforderliche 30-Meilen-pro-Gallonen-Marke (7,8 l/100 km) zu meistern. Die hochmodernen Kraftübertragungen zählten zu den Highlights auf der Detroit Motor Show 2016.
Obwohl die Zahl der Fahrstufen auf bis zu zehn steigt, legen Abmessungen und Gewicht der Getriebe kaum zu. Hierzu trägt auch Freudenberg Sealing Technologies mit einer Dichtung für die Ölwanne aus Fluor-Kautschuk bei. Das Material aus der Luftfahrt widersteht Temperaturen bis 140 Grad Celsius. Dies ist deshalb nötig, weil in modernen Automatikgetrieben immer weniger Öl zum Einsatz kommt. Damit der hiermit verbundene Temperaturanstieg nicht zulasten der Haltbarkeit geht, müssen die Dichtungen besonders hitzeresistent sein.
Auch leichtere Materialien steigern die Effizienz der neuen Getriebegeneration. Hier hat Freudenberg Sealing Technologies ein Verfahren entwickelt, mit dem sich ein Getriebedeckel und die zugehörige Dichtung in einem Arbeitsgang fertigen lassen. Das neue Bauteil aus hitzebeständigem Kunststoff wiegt nur die Hälfte eines herkömmlichen Metalldeckels.
Weiteres Potenzial zur Verbrauchseinsparung bieten Hybridantriebe. Auch hierfür hat Freudenberg Sealing Technologies eine Lösung entwickelt: Die elektrisch leitfähige Getriebedichtung trennt den elektrischen Teil des Antriebs von der Kraftübertragung. Im Prinzip wirkt sie wie ein Blitzableiter: Strom wird durch ein auf die Dichtung aufgebrachtes leitfähiges Vlies gezielt vom Gehäuse auf die Welle geleitet, sodass keine elektrostatische Aufladung entstehen kann. Bei der Spezifikation des Textilgewebes leisteten die Experten von Freudenberg Performance Materials wertvolle Hilfe. Mit der serienreifen Lösung muss der notwendige Potenzialausgleich nicht durch teure Zusatzelemente wie verschleißende Kohlebürsten erzielt werden. Sie eignet sich nicht nur für Plug-in-Hybridfahrzeuge, sondern auch für die – einfacher aufgebauten – Getriebe batterieelektrischer Fahrzeuge.
Insgesamt liefert Freudenberg-NOK für das ZehnGang-Automatikgetriebe 30 Dichtungen aus 8 verschiedenen Werken in den USA und Mexiko. 8,6 Millionen US-Dollar hat das Unternehmen am Standort Findlay, Ohio, investiert, um dort mehr als 18 Millionen Getriebedichtungen pro Jahr zu produzieren. „Wir sind gut darauf vorbereitet, unsere Kunden dabei zu unterstützen, anspruchsvolle CO2- und Verbrauchsziele zu erreichen", sagt Claus Möhlenkamp, Chief Executive Officer von Freudenberg Sealing Technologies.
Neue Führungskräfte
Freudenberg Sealing Technologies hat die Geschäftsleitung erweitert: Dr. Theodore Duclos ist als neuer Chief Technology Officer (CTO) am Unternehmenssitz in Weinheim für Technologie, Qualität, Arbeits-, Gesundheits- und Umweltschutz sowie Components verantwortlich. Seine bisherige Funktion als Präsident Nordamerika der Freudenberg-NOK Sealing Technologies (FNST) hat Matthew L. Portu übernommen.
Mit der Ernennung von Dr. Theodore Duclos besteht die Geschäftsleitung von Freudenberg Sealing Technologies wieder aus vier Mitgliedern: Claus Möhlenkamp (Chief Executive Officer), Dieter Schäfer (Chief Operating Officer), Ludger Neuwinger-Heimes (Chief Financial Officer) und Dr. Theodore Duclos (Chief Technology Officer).
Duclos hat an der Duke University in Durham, North Carolina, in Biomedizintechnik promoviert und verfügt über drei Jahrzehnte Erfahrung in Forschung und Entwicklung sowie im Management. Im September 1996 trat Duclos in die Freudenberg-Gruppe als Corporate Director Technology ein. 2002 wurde er zum CTO von FNST ernannt. Nach Stationen als Vice President Operations und Technology übernahm er die Führung der Division Radialwellendichtringe, die Dichtungsprodukte für die Automobilindustrie und andere Industriezweige produziert. 2011 folgte die Aufgabe als Leiter der Division Fluid Power. Zusätzlich zu dieser Funktion übernahm er im Juni 2014 den Posten als Präsident Nordamerika der FNST.
Matthew L. Portu absolvierte einen Bachelor-Abschluss in Wirtschaftswissenschaften sowie einen MBA der University of Wisconsin. 2005 kam er zu FNST und ist dort seit Juli 2013 Senior Vice President, Global Procurement. Zuvor war er in verschiedenen leitenden Positionen in der FNST-Einkaufsorganisation tätig. Ab 1994 bekleidete er verschiedene Funktionen im Einkauf der Ford Motor Company und später, bei dessen Ausgliederung, in deren Visteon-Unternehmensbereich. Bei der Visteon Corporation wurde er schließlich zum stellvertretenden Direktor Einkauf berufen.
Hält auch bei Kälte immer dicht
Stoßdämpfer müssen auch bei Kälte einwandfrei funktionieren. Manchmal reicht allerdings schon eine kurze, extreme Frostphase, um ihnen den Garaus zu machen. Mit einem neuen Hochleistungswerkstoff sorgt Freudenberg Sealing Technologies dafür, dass Dämpferdichtungen auch bei arktischen Temperaturen bis minus 40 Grad Celsius nicht spröde werden. Gleichzeitig ist die neue Materialmischung deutlich verschleißbeständiger als konventionelle Werkstoffe. Die Serienfertigung startet bereits im Frühjahr 2016.
Stoßdämpferdichtungen haben eine wichtige Aufgabe: Sie dichten einen mit Öl befüllten Zylinder ab, in dem sich ein Ventilkolben auf und ab bewegt. Der Stoßdämpfer hält die vier Räder des Autos auf dem Boden. Bei Ölverlust ist die Fahrsicherheit nicht mehr gewährleistet – wie bei extremer Kälte, denn etwa ab minus 20 Grad Celsius verliert Gummi seine elastischen Eigenschaften und wird hart wie Glas.
Besonders anspruchsvoll ist die Abdichtung von Einrohrdämpfern, wie sie vor allem Sport- und Geländewagen an Bord haben. Dabei setzt ein Gas – meist Stickstoff – das Öl unter Druck. Beide Stoffe sind durch einen zusätzlichen Kolben voneinander getrennt, an der Dichtung können Drücke von 100 bar und mehr anliegen.
Um die Kältebeständigkeit zu erhöhen, kommen spezielle Tieftemperatur-Polymere zum Einsatz, die mit Peroxiden vernetzt werden. Normalerweise weisen so hergestellte Elastomere einen erhöhten Verschleiß auf. Die Grundlagenentwicklung von Freudenberg Sealing Technologies fand einen Weg, die gegensätzlichen Materialeigenschaften in einer neuen Mischung zu vereinen. Weiterer Vorteil: Die Reibung ist bei allen Temperaturen nahezu gleich. Deshalb bleibt das Fahrverhalten unter allen Bedingungen identisch.
Der Einsatz der neuen Technologie in Großserie steht unmittelbar bevor: Ein europäischer Automobilhersteller verwendet die Dichtungen mit der neuen Materialmischung von Freudenberg Sealing Technologies in seinen Geländewagen. Da die höhere Kältebeständigkeit allein aus den verbesserten Materialeigenschaften resultiert, sind keine konstruktiven Änderungen am Stoßdämpfer notwendig. Dadurch können auch laufende Fahrzeugmodelle auf die neuen Dichtungen umgestellt werden.